München bei Nacht

Hinter dem Viktualienmarkt steht ein älterer Herr am Bürgersteig, grobkarierte Jacke, kleines Ledertäschchen, und schaut sehnsüchtig zur anderen Straßenseite, als läge sie in unerreichbarer Ferne. Ich will schon anhalten und ihm hinüberhelfen, da geht er in die Hocke, setzt beide Hände schulterbreit auf den Asphalt, beugt das rechte Knie zum Boden, den Kopf gesenkt. Auf ein inneres Kommanda hin hebt er zunächst Gesäß und Knie, richtet sich dann gänzlich auf und sprintet hinüber zur anderen Seite. Ein veritabler Sieg – und ein bedenkenswertes Verfahren zur Überwindung etwaiger Unüberwindlichkeiten.