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In Neapel

Was ist das eigentlich mit diesen Lesungen? Heute z.B.: zwanzig Reihen Zuhörerinnen, nur ganz hinten ein einsamer Mann. Und am Ende stellt sich heraus, dass es der Hausmeister ist.

(Überhaupt sollte man mal ein Vademecum internationaler Lesungsgepflogenheiten herausgeben: In Italien ähnelt das einer fröhlichen orthodoxen Messe, unablässig kommen weitere Zuhörerinnen hinzu, stehen eine Weile im Gang, begrüßen Bekannte, nehmen Platz, wechseln die Reihe. Dagegen ist Straßenmusik ein Fest der Inbrunst. Kurz vor Schluss kam ein Kameramann, baute lange auf und filmte noch ein paar Minuten. Die letzten Gäste betraten den Saal mit dem Schlussbeifall, dezent applaudierend.)

Beim Lesen eines e-books

Schleierhafte Poesie der Zeilentrennungen, radikaler noch als die Enjambements einer fernen Moderne:
z-um
ih-r
fi-x
Gr-ab
Dann, am Ende, steht seltsam und schön: e-gal. Und auf einmal beißt eine seltsam sich räkelnde Katze in ihren eigenen, unentwirrbar verknoteten Schwanz.